Personalausstellung von Günther Haußmann

gesponsert vom Cliff-Hotel Sellin/Rügen

Vernissage: 16.08.2019

Eine Aufforderung zum Nachdenken – weniger über die Portraits als über sich selbst.

WER WIR SIND

Ausstellungsansicht

 

Wir sind der Schüler, der sein Leben noch vor sich hat und erkennt, dass er ein schweres Erbe antreten wird.   Wir erleben die Stärke der Schwachen.

 

 

Wir sind die junge, selbstbewusste Frau, die ihr Leben frei und selbstbestimmt leben kann. Welch ein Glück, jetzt und hier zu leben! 100 Jahre früher wäre zu früh gewesen.

 

Wir sind der Schweißer und ahnen, was falsch läuft. Der eigentliche Prozess unseres Wohlstandes gerät aus dem Blick: der Prozess der materiellen Wertschöpfung. Stattdessen kontrollieren unkontrollierbare Finanzprozesse die Welt.

 

Wir sind die Menschen aus anderen Kulturen.

Die Frage des Kopftuches ist einzig eine Frage der Toleranz gegenüber anderen Religionen und Kulturen. Verhüllungsgebote sind bei uns ebenso eine Menschenrechtsverletzung wie Verhüllungsverbote. Weder ist die Verhüllung heute und hier ein Zeichen für Unterdrückung, noch die Enthüllung ein Zeichen der Befreiung. Persönlichkeitsrechte  sind zu achten. Es ist unser unwürdig darüber zu streiten, weil wir damit unsere eigenen kulturellen Werte und Gesetze infrage stellen.

 

Wir sind der, der auf Hilfe angewiesen ist, der Kranke, Schwache, Gescheiterte, der Unglückliche. Eine Gesellschaft muss sich messen lassen am Umgang mit ihren Schwächsten. Denn wir wissen: Die Würde des Menschen ist doch antastbar.

 

Wir sind jener, der Freiheit als Freiheit zum Verzicht begreift.  Die Freiheit zum unbegrenzten Wachstum zerstört die Welt.

 

Wir sind der Künstler. Künstler sind frei.  Sie schützt das Grundgesetz. Aber damit verbunden ist eine Verantwortung. Von Künstlern erwarten wir die Intervention des Gegenwärtigen.  Kunst sollte mehr sein als nur eine willkommene Ablenkung von den Zumutungen des Alltags.

 

Wir sind noch etwas:  Gleichheit ist eine Illusion  Gerechtigkeit ist ein hohes Ziel und auch Gleichheit vor dem Gesetz, nicht aber Gleichmacherei.

 

Wir sind Gottes Kinder.

Sind wir das wirklich?

Der demokratische Staat ist die effektivste Durchsetzung der christlichen Ethiken und Lebensentwürfe. Leere Kirchen sind kein Defizit, sondern eine Erfüllung. Leere Kirchenbänke sind ein Zeichen der Verwirklichung religiöser Lebensvorstellungen in Demokratien. Die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz ist selbstverständlich. Die Theologie als Vorgängerin der Demokratie.

Wenn man das begriffen und akzeptiert hat, kann man auch als Atheist seinen Frieden machen mit den Kirchen.

Trotzdem ist der Satz, du kannst nicht tiefer fallen, als in Gottes Hand, ein unglaublich schöner, tröstlicher Satz, auch wenn ich zu wissen glaube, dass da niemand ist.