ROTKLEE XI    INSPIRIERT

Eröffnung durch Günther Haußmann.  (Einführung ins Thema von Susanne Burmester siehe weiter unten)

Wir wissen um die Verantwortung, sie von anderen wichtigen Dingen weg und hierher gelockt zu haben und so haben wir 16 Künstler eingeladen und sie gebeten zu zeigen, woher sie die Inspiration für ihre Arbeit nehmen.  Denn Inspiriert von… so lautet das Thema heute.  Inspiration? Gibt es das überhaupt?  Hat das nicht etwas mit Gott zu tun? Göttliche Inspiration? In der Kunst? Friedrich Nitsche hat sich lustig gemacht darüber: «Die Künstler wollen sich nur wichtigmachen, wenn sie uns an die Inspiration glauben lassen.  Aber weiter:  «Alle Großen waren große Arbeiter, unermüdlich nicht nur im Erfinden, sondern auch im Verwerfen. Und der unvermeitliche Picasso schrieb dazu: Inspiration gibt es, sie findet dich aber nur bei der Arbeit.

Ich stelle ihnen erst einmal die beteiligten Künstler vor. Die Reihenfolge ist keine Rangfolge.

HIER geht es zu den Künstlern:

 

Über Inspiration

Einführung von Susanne Burmester, 27. Mai 2016

Gestern habe ich mich wieder inspirieren lassen: von einem Kochrezept aus dem Vorderen Orient. Auch wenn ich durchaus eine erfahrene Köchin bin, vielleicht sogar mit etwas Talent ausgestattet – war ich froh, dass es ein Rezept gab. Denn darum ging es mir, eine möglichst exakte Kopie des Gerichts von dem israelischen Koch Yotam Ottolenghi zu erstellen.

„Lassen Sie sich inspirieren …“ von der Mode-Katalogwelt, der großzügigen Saunalandschaft oder meinetwegen auch der neuen Kollektion an Tief- und Flachspül-WCs. In diesen Werbebotschaften wird der Begriff INSPIRATION vollkommen banalisiert, mit dem einzigen Ziel, der „Funke“ möge überspringen und der Kunde zum Geldbeutel greifen.

Ursprünglich war dieser Funke ein „göttlicher“ – oder vielmehr der göttliche Atem, der Menschen und Dinge beseelen konnte. Seit der Antike gibt es die Vorstellung, dass große Ideen auf diese Weise geboren werden. Und seit damals wird auch darüber gestritten. Man könnte die gesamte Kunstgeschichte anhand des Begriffs der „Inspiration“ erzählen. Und auch heute noch spielt er eine Rolle, was diese Ausstellung von Atelier ROTKLEE mit 20 Künstlerinnen und Künstlern beweist.

Die „INSPIRATION“ ist so bedeutend für unser westliches Denken, weil noch zwei andere Vorstellungen sehr eng damit verbunden sind:

  1. Wer den göttlichen Atem empfängt, der ist ein Auserwählter und wird so zum GENIE.
  2. Weil die Idee von oben kam, bleibt die Entstehung seines Werkes im Dunkel und allein dies beweist: es ist ein ORIGINAL.

Ich persönlich kann dieses Trio aus „Inspiration, Genie und Original“ nicht so ernst nehmen – sie verstehen, denn Frauen kommen darin überhaupt nicht vor. Nur Männer konnten Inspiration empfangen, denn ursprünglich war sie mit der Zeugungskraft verbunden. Aber auch zeitgenössische Künstler wenden sich von dieser Herleitung ab, weil sich ein veraltetes und eurozentristisches Weltbild dahinter verbirgt.

Der gesamte Text HIER :