ROTKLEE II    SURREALISMUS & MODERNE

Atelier ROTKLEE in Putbus zeigt Klassiker des Surrealismus und zeitgenössische Arbeiten

Hans Bellmer(1902 – 1975), Marc Chagall(1887 – 1985), Salvador Dalí(1904 – 1989), René Magritte(1898 – 1967) und Joan Miró(1893 – 1983) sind Namen von Künstlern, die man zu den Klassikern des Surrealismus zählen muss. Wer Originalgrafiken von Ihnen zu sehen wünscht, kann sich ab 13. Juni auch im Gemeinschaftsatelier der vier ROTKLEE-Protagonisten Egon Arnold, Walter G. Goes, Günther Haussmann und Frank Otto Sperlich umschauen, jeweils donnerstags bis sonntags von 13 bis 18 Uhr in Putbus auf Rügen, konkret im Gutenberg-Haus am Circus 2b. Die kleine, aber für die genannten Künstler durchaus typische Auswahl von grafischen Arbeiten wird in der zweiten ROTKLEE- Ausstellung des Jahres 2014 gezeigt, ergänzt durch Bildhauerarbeiten des in Sopot 1951 geborenen, heute in Lünen, im westlichen Westfalen lebenden Künstlers Andrzej Irzykowski, der nach dem Plakatkünstler und Akademiepräsidenten Klaus Staeck die Rolle des Atelier- Gastes für die Dauer der Ausstellung bis zum 27. Juli übernimmt. Ermöglicht wurde die Surrealisten-Präsentation durch Franz N. Kröger, den Leiter der Kunsthalle Kühlungsborn, der aus seinem Kunstbestand die Auswahl der surrealistischen Arbeiten rekrutierte. Auf besonderes Interesse für Rüganer und Gäste der Insel dürfte eine Arbeit des zeitgenössischen Künstlers Dietrich Schuchardt stoßen, der als bedeutender Vertreter einer surrealistischen Ausdrucksweise der Gegenwartskunst gilt und am 14. Februar 1945 in Bergen auf Rügen geboren wurde. Sich dem Surrealismus verbundene Künstler schöpften und schöpfen ihre künstlerischen Imaginationen und Motivwelten aus Traumsequenzen, aus dem Reich des Unterbewussten, dem Zufall, der Halluzination, oft aus ungewöhnlichen psychischen Zuständen und empfindsamer Nahsicht. Es verwundert nicht, dass sie geistige Anleihen schon bei da Vinci, bei Bosch, Arcimboldi, Blake, Füssli, sogar bei C.D. Friedrich und bei den literarischen Frühromantikern wie Novalis fanden. Novalis: »Kommen die fremdesten Dinge durch einen Ort, eine Zeit, eine seltsame Ähnlichkeit zusammen, so entstehen wunderliche Einheiten und eigentümliche Verknüpfungen – und eines erinnert an alles, wird das Zeichen Vielen und wird selbst von Vielen bezeichnet und herbeigerufen.« Bis in unsere Gegenwart! Bis auf unsere Insel! Der Maler und Plastiker Manfred Kastner(1943 – 1988), der unter dem Pseudonym »Beerkast« seine Arbeiten signierte und zuletzt sein Domizil in Juliusruh auf Wittow hatte, beschwor in seinen frühen Bildern die eigentümliche realistische Traummalerei des Giorgio de Chirico(1888 – 1978), einem Ziehvater und Gast auf den ersten Ausstellungen der Surrealisten.

1924, vor genau 90 Jahren, veröffentlichte André Breton sein Manifest des Surrealismus. Die Künstler wollten alte Grenzziehungen sprengen und in neue Erfahrungsdomizile vordringen, in ein Gebiet neben der Dingwelt, in dem »die bisher widersprüchlichen Bedingungen von Traum und Wirklichkeit in eine absolute Wirklichkeit, in eine Superwirklichkeit« (Breton) aufgelöst werden sollten. Das künstlerische Neuland erwuchs aus den Bereichen der Phantasie, der vagen Ahnung und dem Meer des Irrationalen. Die empfindsamen Innenwelten des Menschen wurden zum Jagdgrund künstlerischer Entdeckungen, die bis heute andauern. Sogar die kleine ROTKLEE-Ausstellung stellt das unter Beweis.

Walter G. Goes